Geschichte: Tortenschlacht mitten in der Nacht
Zu Besuch bei Ria Springhorn im Bauerncafé Ole Müllern Schün
Faßberg
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Wie hat Ria Springhorn es zu einem der beliebtesten Bauerncafés in ganz Deutschland gebracht?
Duft von Kaffee erfüllt den Raum im urgemütlichen Bauerncafé
Ole Müllern Schün. Wir nehmen Platz auf den mächtigen alten Sofas und ich fühle
mich, als tauchte ich ein in eine andere, längst vergessene Welt. Voller Ruhe,
Harmonie und Geborgenheit. Ich habe mich mit Ria Springhorn verabredet,
Inhaberin dieses besonderen Hofcafés. Eingerichtet hat sie es in einer Scheune
auf der ältesten Hofstelle des wunderschönen Heideortes Müden. Ria Springhorn
nimmt sich Zeit für ihre Gäste.
Das Mädchen und der Hof
Ria Springhorn, die aus Munster stammte und als Krankenschwester arbeitete, lernte Carsten Springhorn kennen und zog mit ihm auf den Hof seiner Familie im beschaulichen Heidedorf Müden (Örtze). An die Ruhe dort musste sie sich erst gewöhnen, erzählt sie lachend. Der Hof der Springhorns ist die älteste Hofstelle im hübschen Heideort Müden und hatte in frühen Zeiten auch eine Mühle samt dazugehörigem Müller, daher heißt der Hof auch Müllerhof. Der wunderbare Hof ist der naturverbundenen und tierlieben Ria Springhorn schnell ans Herz gewachsen und ist auch Unterkunft für zahlreiche Urlaubsgäste.
Neuanfang?
Der historische Müllernhof erfreut zu dieser Zeit nicht nur seine Bewohner und Urlaubsgäste mit wunderbaren alten Eichen und der schönen heidetypischen Bebauung. Auch Künstler sind auf ihn aufmerksam geworden und die Scheune wird als Ausstellungshalle genutzt. In ihrer Freizeit bereitet Ria Springhorn Kaffee und Kuchen und verkauft die Leckereien an dankbare Besucher. Das gefällt ihr so gut, dass sie beginnt, von einem eigenen Bauerncafé zu träumen. In ihr reift der Wunsch, hier in der Scheune ein eigenes Hofcafé zu eröffnen. Die Familie zweifelt zunächst an dem Erfolg dieser Idee.
Ria Springhorn glaubt an sich und ihre Vision und eröffnet
tatsächlich ihr Bauerncafé. Völlig blauäugig, sagt sie heute. Sie glaubt, sie kann
gut backen. Das ist im Herbst 1995. Das Café nennt sie „Ole Müllern Schün“,
also alte Müller´s Scheune, da es schließlich in der alten Scheune des Müllern
Hofes eingerichtet wird. Zu Weihnachten ist das Café geöffnet – ganze vier
Gäste sitzen verloren in der großen Scheune.
Die Gäste sind da!
In den nächsten Monaten soll sich das Blatt wenden. Immer
mehr Gäste kommen. Es gibt 1995 bereits 3 Cafés im Heideort Müden – das sollte
wohl reichen, mag man meinen. Wie soll also ein Konzept für ein weiteres Café
aussehen? Ria Springhorn, die leidenschaftliche Kuchenesserin, überlegt, was
ihr selbst wichtig ist – und so genial einfach ist dann auch ihr Ansatz:
leckere Torten zu günstigen Preisen. Und riesige Tortenstücke. Der Plan geht
auf. Die Gäste freuen sich über das tolle neue Angebot. In der Saison steht sie
manchmal am frühen Nachmittag ohne Kuchen da – alles ausverkauft.
Herausforderungen am Muttertag
2006 ist dann ein ganz besonderes Jahr: Auf einem regelmäßigen Treffen der Betreiber von Hofcafés spricht man über eine Norddeutsche Tortenmeisterschaft, die ausgerechnet an Muttertag ausgetragen werden sollte. Zunächst winkt Ria Springhorn ab, doch dann überredet man sie, mit ihrer bei Gästen sehr beliebten und von Ria Springhorn selbst entwickelten Erdbeer-Schmand-Torte teilzunehmen. 200 überwiegend professionelle Aussteller präsentieren sich hier mit ihren Torten. Machen wir es kurz: Ria Springhorn erhält für ihre Erdbeer-Schmand-Torte den 1. Preis und ist damit die erste Tortenmeisterin Norddeutschlands. Für das Bauerncafé Ole Müllern Schün ist es ein voller Erfolg.
Nachts, wenn alle Kaffeegäste schlafen…
Ria Springhorn sagt selbst, sie probiert einfach viel herum, schaut heute auch schon mal bei youtube, was es für Ideen gibt. Sie verrät uns, dass sie nachts oft wach liegt, grübelt und ihr dabei neue Rezeptideen in den Sinn kommen.
Und wie sieht so ein Arbeitstag im Leben einer
Tortenmeisterin aus? An einem normalen Tag steht sie um 4, halb 5 Uhr morgens
auf. Dann beginnt sie gemeinsam mit 3 -4 Mitarbeiterinnen zu backen, das dauert
meist bis etwa 11.30 Uhr. Dann gönnt sich Ria Springhorn eine Mittagspause,
bevor die Vorbereitungen für die Café-Öffnung um 14 Uhr beginnen. Ria
Springhorn verwöhnt ihre Gäste mit duftendem Kaffee und ihren berühmten
Tortenstücken am liebsten selbst. In der Saison wandern 60 Torten pro Tag in
die Mägen der zufriedenen Besucher. Um 18 Uhr schließt das Café, um 18.45 Uhr
endet der Arbeitstag von Ria Springhorn.
Die Eierfrage
Wie viele Eier wohl hier „verbackt“ werden? Es sind etwa
1000 Eier in der Woche. Ihre eignen Hühner schaffen das natürlich nicht. Es
sind Vorwerkhühner und Perlhühner – alte, schöne Rassen. Diese Eier sind nur
für den Privatgebrauch bestimmt. Doch auch Ria Springhorn´s Gäste haben es gut,
was die Wahl der Zutaten für ihre Torten anbelangt: Die Eier kommen direkt aus
der Umgebung. Das Obst stammt aus dem Alten Land. Alles, was realisierbar ist
bezieht Ria Springhorn aus der Region. Für neue Trends in der Ernährung ist sie
dabei offen, probiert viel aus und backt auch viel gluten-, laktosefreien oder
auch veganen Kuchen. Ihre Gäste danken es ihr.
Besser geht immer
Macht sie das alles stolz? Ria Springhorn schaut bei dieser Frage etwas verlegen. „Ja, der zweite Sieg bei der Tortenmeisterschaft hat mich schon mit Stolz erfüllt. Manchmal geht sie abends nach Schließung durch ihr urgemütliches Bauerncafé. Mit dem sie so viele Höhen und Tiefen erlebt hat. Dann ist Ria Springhorn stolz auf das, was sie geschaffen hat. Das sagt sie aber nur sich selbst. Ria Springhorn denkt sich: Besser geht immer.
// FACTS //
Bauerncafé Ole Müllern Schün
Alte Dorfstraße 6
29328 Müden (Örtze)
Tel: 05053 94122
Öffnungszeiten:
Mo-Sa 14 – 18 Uhr, sonn- und feiertags schon ab 13.30 Uhr
Mai bis Oktober: Montag Ruhetag
November bis April: Montag und Dienstag Ruhetag
Tortenmeisterin Ria Springhorn im Video-Interview
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