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Alles über die Pflege und den Erhalt der Heide

Heide brennen, plaggen und Heidschnucken

©Lüneburger Heide GmbH
Die Heide wird kontrolliert abgebrannt
©Lüneburger Heide GmbH
Eine gepflegte Heidefläche
©Lüneburger Heide GmbH
Maschinelle Pflege der Heide
©Lüneburger Heide GmbH
Die Heide wird gemäht
©Lüneburger Heide GmbH
Eine noch kahle Fläche, die schnell zuwächst
©Lüneburger Heide GmbH
Die Heide wird verjüngt
©Partner der Lüneburger Heide GmbH
Heidschnucken in der Lüneburger Heide
Wer die Lüneburger Heide blühen sieht, ist so verzückt, dass er vergisst, wie viel Arbeit in diesem einmaligen Naturschauspiel steckt. Denn die Heide muss aufwändig und mit viel Geld gepflegt werden.

Die Heidelandschaft entstand durch den Menschen

 

Vor ca. 2500 v. Chr. bestand die Lüneburger Heide vorwiegend aus Eichen- und Birkenwäldern. Am Ende der Jungsteinzeit (um 500 v. Chr.) begann der Mensch, die Mischwälder zu roden, um Acker- und Weideland sowie Bau- und Brennholz zu gewinnen.

Das Hüten des Viehs im Wald und das regelmäßige Sammeln von Laubstreu förderten den Rückgang der Wälder. Durch den enormen Holzbedarf der Saline in Lüneburg reduzierte man im ausgehenden Mittelalter die Waldbestände um Lüneburg noch um ein Vielfaches.

Das Roden der Wälder und die intensive Nutzung der neu entstandenen Äcker ohne ausreichende Düngung (gab es damals noch nicht) hatte eine Verarmung der ehemals nährstoffreichen Böden zur Folge. Nur anspruchslose, zähe Pflanzen wie die Besenheide (calluna vulgaris) fanden hier optimale Lebensbedingungen.

Mit Ausbreitung der Heide entwickelte sich die Heidebauernwirtschaft. Die Heideflächen wurden zu Weidegebieten der Heidschnucken, die für den Verbiss aller konkurrierenden Pflanzen sowie für Verjüngung und Wachstum der Heide sorgten. Außerdem nutzten die Bauern die Heide für die Imkerei und zur Gewinnung von Düngemitteln.

Mitte des 18. Jahrhunderts hat die Heide ihre bis dahin größte Ausdehnung erreicht. Doch Konkurrenzprodukte zum Honig und zur Heidschnuckenwolle zwingen die Heidebauern im Laufe der folgenden Jahrzehnte zur dramatischen Übernutzung ihrer Flächen. Es kommt zu Erosionen und Versandung von Heideflächen. Kunstdünger und der Anbau von Speisekartoffeln verändern nach und nach die Agrarlandschaft. Die Heidebauern können mit ihren Produkten der Entwicklung nicht mehr standhalten und geben ihre Höfe auf. Am Ende des 19. Jahrhunderts werden viele Heideflächen aufgeforstet, die verbliebenen müssen bis heute aufwändig in Naturschutzgebieten gepflegt werden.

Heide im Garten

 

Übrigens, die Heidepflanze, die Sie zuhause in Töpfen, oder im Garten pflanzen, ist nicht die Original-Besenheide aus der Lüneburger Heide. Diese würde in der satten Erde des Gartens nicht gedeihen können, sie braucht karge Böden. Für unsere Gärten gibt es spezielle Züchtungen.


Heidepflege ist notwendig


Nur eine ständige Pflege der Heideflächen kann die Landschaft so erhalten. Ohne Pflegemaßnahmen würde die Heide verbuschen und in kürzester Zeit würden wieder Waldflächen entstehen. Auch führen Nährstoffeinträge aus der Luft dazu, dass sich Gräser, wie die Drahtschmiele ausbreiten und die Heide verdrängen können. Bei der Pflege geht es also auch darum, dem Boden Nährstoffe zu entziehen, damit der „Überlebenskünstler Heide“ nicht vom Gras überwuchert wird. 

Im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide übernimmt der private Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP) die kostenintensive Pflege der Heide, denn ein Großteil des Naturschutzgebietes ist Privatgelände. Im Naturpark Südheide übernehmen die Kommunen, oder der Landkreis die Pflege. Auch die Bundeswehr hilft mit. Idealerweise wird die Heidepflanze auf einer Größe von 15 cm gehalten, um stark und dicht zu bleiben. Es werden nie ganze Heideflächen gepflegt, sondern immer nur Korridore, damit der Tier- und Pflanzenwelt immer ein Bereich erhalten bleibt. Ohne Pflege würde die Heide nicht blühen, sondern verholzen.


Welche Methoden der Heidepflege gibt es?


Vor allem im Naturschutzgebiet kann man zu bestimmten Jahreszeiten den Einsatz der Pflegemaschinen gut beobachten. Auch das Heidebrennen ist natürlich sehr sichtbar. All diese Maßnahmen gehören zum Naturschutz und damit zum Erhalt der Heide.

Heidepflege durch Beweidung mit Heidschnucken

Die wohl bekannteste Art und das Rückgrat der Heidepflege ist die traditionelle Beweidung mit unseren Heidschnucken. Ca. 8.000 Heidschnucken ziehen täglich durch die Heide. Die Heidschnucken verbeißen junge Bäume und verhindern so, dass sich Birken- und Kiefernwälder auf den Heideflächen ausdehnen können. Gleichzeitig pflegen sie auch die Heide. Die Heidepflanzen sollten auf einer Länge von 15 cm gehalten werden, um jung und dicht zu bleiben und um ihre Blütenpracht entwickeln zu können. Wird die Heide länger und älter, dann verholzt sie. Die Heidschnucken sorgen durch ihren Verbiss für einen jungen Austrieb. Und noch etwas bewirken die Schnucken: sie zerstören die kleinen Spinnweben zwischen den Heidepflanzen und ermöglichen somit den Bienen einen freien Flug. 

Der VNP hält dazu 6 Herden im Naturschutzgebiet, insgesamt gibt es ca. 13 Herden in der Lüneburger Heide. Die Heidschnucken ziehen morgens los und sind ungefähr 8 Stunden pro Tag unterwegs. Die Herde eines Schäfers besteht aus 400 bis 600 Tieren. Die Heidschnucken fressen im Gehen, das ist besonders wichtig, weil sie sonst die Flächen mit ihrem Kot überdüngen würden. So schaffen die Heidschnucken ein großes Gebiet, das systematisch abgearbeitet wird. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen, die Route ist geplant und Bestandteil des Pflegeprogramms. Durch den ständigen, aber moderaten Verbiss kann die Heidepflanze sich immer wieder verjüngen und wächst sehr gleichmäßig. Dadurch, dass die Heidschnucken nachts im Stall stehen, wird auch der Dung dort konzentriert, was gut ist für die Heidepflanze, die ja sehr karge Böden braucht. Die Haltung der Tiere ist kostspielig und kann durch eine Heidschnucken-Patenschaft unterstützt werden.

In jeder Heidschnuckenherde sind auch Ziegen zu sehen, es gibt mittlerweile sogar eine eigene Ziegenherde. Sie unterstützen die Schnucken, da sie noch stärker die hohen Pioniergehölze, wie Birken und Kiefern verbeißen können. Man kann das gut erkennen, wenn man einer Herde begegnet, die Köpfe der Heidschnucken sind in der Regel nach unten gerichtet, die der Ziegen nach oben.

Beweidung mit Dülmener Pferden und roten Rindern

Neben der Beweidung der Heideflächen mit Heidschnucken gibt es im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide auch die Dülmener Pferde. Die Wildpferde sind vor allem im Bereich der Schmalen Aue und Schwarzen Beeke, sowie den umliegenden Heidefeldern im Einsatz. Sie halten die Bachniederungen offen und verbeissen Drahtschmiele und Pfeiffengras in der Heide. Die Wildpferde laufen frei und sind das ganze Jahr dort in der Heide. 

Die sogenannten Wilseder Roten sind Kreuzungen zwischen Highland- und Shorthorn-Angus-Rindern. Die roten Rinder halten sich häufig im Radenbachtal auf und werden dort für die Landschaftspflege vom Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide eingesetzt.

Plaggen

Beim Plaggen (niederdeutsch Placken) wird maschinell die gesamte Vegetationsschicht und die Rohhumusauflage abgetragen, um stark vergraste Heideflächen wieder zu vitaler Heide zu machen. Die eingesetzten Maschinen heißen Plaggenhacke, oder Plaggmaschine. Auch Bagger kommen zum Einsatz. Plaggflächen werden auch angelegt, um Offenboden für Kreuzottern, Zauneidechsen oder Ödlandschnecken in der Heide zu erhalten. Die Kosten für das Plaggen liegen bei 4.000 bis 7.000 Euro pro Hektar.

Schoppern

Beim maschinellen Schoppern mit Spezialmaschinen wird die gesamte Vegetationsschicht und der größte Teil der Rohhumusauflage abgetragen. Heidepflanzen auf geschopperten Flächen treiben oft direkt aus dem im Boden verbliebenen Wurzelstock wieder aus und blühen schon ein Jahr nach dem Schoppern wieder. Die Kosten für das Schoppern liegen bei 1.500 bis 2.500 Euro pro Hektar.

Heidemahd

Das Abmähen der Heidepflanzen bis auf ungefähr 3 Zentimeter erfolgt nur auf grasarmen Heideflächen, da sonst eine Pflege der Fläche nicht wirksam genug wäre. Heideflächen, die nicht beweidet werden, müssen ca. alle 5 Jahre gemäht werden. Es wird in etwas 6 Meter breiten Streifen gemäht. Würde man die Heide nicht abmähen, würde sie hoch wachsen und darunter unerwünschte Moose, die Stickstoff speichern, entstehen. Das Mahdgut wird vorrangig als Kleinballen an Reetdachdecker verkauft. Daneben gibt es zahlreiche Anfragen für Sondernutzungen, wie beispielsweise als heidetypisches Dekorationsmaterial, oder Futter für Elefanten. Durch den Verkauf trägt sich diese Pflegemaßnahme selbst.

Entmoosen

Erst seit 2014 ist diese Methode im Einsatz. Beim Entmoosen wird Moos und Rohhumus entnommen. Die Wurzelstöcke der Heidepflanzen verbleiben im Boden. Es wird praktisch geharkt und vertikutiert. Aber warum muss das Moos raus? In Bezug auf das Volumen ist in der Moosschicht gemeinsam mit der Rohhumusauflage der höchste Anteil an Stickstoff gebunden. Und dieser Stickstoff ist schädlich für die Heidepflanzen. Das Entmoosen ist mit 700 bis 1.000 Euro pro Hektar die preisgünstigste Pflegemassnahme, ist aber nicht überall einsetzbar. In der Regel werden die Heideflächen erst gemäht und dann entmoost. Übrigens wird das Moos der Landwirtschaft als Dünger zur Verfügung gestellt.

Entkusseln

Beim Entkusseln hilft der Mensch händisch mit. Per Spaten, Säge, oder Astschere werden die aufkommenden Schösslinge von Birke oder Kiefer entfernt. Es gibt in der Heide jedes Jahr Freiwillige, die die Heideflächen pflegen. Auf diese Art kann aber nur ein sehr kleiner Teil der Heide gepflegt werden.

Heide brennen

„Hermann Löns, die Heide brennt“, diesen Spruch kennen viele. Aber die Heide brennt wirklich, in der Regel im späten Winter, wenn die Bedingungen es zulassen. Der Feuer ist nämlich neben der Beweidung die natürlichste Ursache für die Entstehung und den Erhalt von Heideflächen. Die Tier- und Pflanzenwelt ist evolutionär besonders gut an Brandereignisse angepasst. Durch den Heidebrand wird der Vegetationsschicht der Stickstoff zu großen Anteilen entzogen. In Gegensatz zu Beweidung und Mahd, verbleiben hierbei die anderen Nährelemente mit der Asche weitgehend auf der Fläche. Dies ist einer der Gründe, weshalb gebrannte Heiden fast immer artenreicher sind, als benachbarte, nicht gebrannte Flächen. Das Brennen erfolgt kontrolliert und unter Aufsicht der Feuerwehr. Zuerst werden Brandsicherheitsschneisen angelegt, dann wird ein Mitwindfeuer gelegt. Große Wasserwagen begleiten die Feuerfront, die sehr schnell über die Fläche zieht. Innerhalb weniger Sekunden geht das Feuer kontrolliert über die Heidepflanzen. Auch hier werden nie ganze Heideflächen gebrannt, sondern immer nur Korridore.