Der nebenstehende Streckenverlauf zeigt die mittlere Tour an.
Am Ende der Beschreibung unter "Das dürfte Sie interessieren" finden Sie beide Wandertouren.
Warum heißt der Rundwanderweg "Kühe in Halbtrauer"?
Die Rundwanderung führt durch die Feldfluren und kleinere Wälder im Umfeld von Bargfeld und Endeholz. In diesem ländlichen Gebiet wird auf dem Grünland der Niederungsgebiete noch Weidewirtschaft betrieben. Schwarzbunte Kühe sind häufig anzutreffen. Sie inspirierten den bekannten Schriftsteller Arno Schmidt in seiner Kurzgeschichte „Kühe in Halbtrauer“.
Was erwartet Sie auf dem Rundwanderweg?
Schmidt beschrieb unter anderem die zahlreichen Feuchtgebiete in der Bargfelder Umgebung. So folgt die Wanderung beim Besuch des Postmoores im Osten des Dorfes den Spuren des Schriftstellers. Das Moor befindet sich im Einzugsgebiet des Heidebaches Lutter. Dieses Gebiet wurde 2007 aufgrund der hohen ökologischen Bedeutung des Fließgewässers und der angrenzenden Niederungen großflächig unter Naturschutz gestellt und bietet einen natürlichen Lebensraum für:
die Flussperlmuschel
den Fischotter
den Schwarzstorch
den Seeadler
den Kranich
Arno Schmidt - Autor der Kurzgeschichte "Kühe in Halbtrauer"
Arno Schmidt wurde am 18. Januar 1914 in Hamburg-Hamm geboren. Während des Zweiten Weltkrieges versah er im Elsass und in Norwegen seinen Wehrdienst in den Schreibstuben. Gegen Ende des Krieges war Schmidt bei Bremen stationiert. Von da gelangte er in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er nach etwa einem halben Jahr entlassen wurde. Zunächst arbeitete er in Cordingen in der Lüneburger Heide für die britische Armee als Dolmetscher.
Nach dem Entschluss, Schriftsteller zu werden, musste er zunächst viele Auftragsarbeiten wie das Übersetzen englischer Literatur übernehmen, um für den Lebensunterhalt zu sorgen. Seine erste Veröffentlichung erfolgte 1949 mit der Erzählung „Leviathan oder die beste der Welten“. Das Ehepaar Schmidt zog 1950 nach Rheinhessen, 1951 weiter nach Kastel an der Saar und schließlich 1955 nach Darmstadt.
Schmidt war das Stadtleben verhasst. Die Alternative eines ruhigen und abgeschiedenen Landlebens sollte nun verwirklicht werden. Zunächst wurden im Großraum Bremen geeignete Wohnungen besichtigt, die aber entweder räumlich oder finanziell nicht den Erwartungen entsprachen.
Inspiration für "Kühe in Halbtrauer" in Bargfeld
Schmidt lebte mit seiner Frau von 1958 bis 1979 in Bargfeld, wo er die ländliche Abgeschiedenheit und Ruhe bewusst suchte, um ungestört arbeiten zu können.
Im Oktober 1958 besichtigten Arno Schmidt und seine Frau Alice das Haus in Bargfeld, von dem ihnen Bekannte erzählt hatten, dass es zum Verkauf stünde. Die ersten Eindrücke wurden in einer „Akte Bargfeld“ stichpunktartig zusammengestellt. Darin beschrieb Schmidt die Raumaufteilung und die Bausubstanz. Er widmete sich aber auch dem Dorfcharakter und der Landschaft: „Die Landstraße selbst hört im Ort auf, da weiterhin nur Moor und öde Heide; also keinerlei Durchgangsverkehr; absolute Stille garantiert (und durch zwei Übernachtungen erprobt); Schule am anderen Ortsende, also auch diese Lärmquelle zu vernachlässigen. Weite Parklandschaft, durchsetzt mit Bauernwald. Feuchte Niederungen von prächtigstem Moorcharakter; gegen Nordosten so genannte „Wilde Moore“, d. h. solche, in denen Wanderer, ohne Aufsehen zu erregen, versinken können (panzersicher!). In dieser Richtung kann man 50 km gehen, ohne irgend ein Haus zu erblicken! Heideflecken mit Wacholdern eingesprengt. Mond, Nebel und Regen erste Qualität; auch im Trinkwasser war, selbst mit dem bösesten Willen, kein Jauchegeschmack spürbar.“
Literarisches Denkmal für Bargfeld
Nach über sechsjähriger Arbeit wurde 1970 das Hauptwerk Arno Schmidts veröffentlicht, das mit 1334 Seiten im Format DIN A3 bis dato größte und schwerste (über zehn Kilogramm) Buch der deutschen Literaturgeschichte. In den Erzählungen des Werkes „Zettel`s Traum“ hatte das dörfliche Leben und die Wirkung der umgebenden Landschaft einen hohen Stellenwert. Damit wurde dem Ort Bargfeld ein literarisches Denkmal gesetzt, auch wenn der Ortsname nirgends explizit genannt wird.
Während seiner Zeit in der Südheide veröffentlichte Schmidt weitere Werke und erhielt Auszeichnungen für sein literarisches Schaffen. Nach einem Herzinfarkt 1972 konnte er an der Vergabe seines letzten Preises nicht persönlich teilnehmen und musste sich von seiner Frau vertreten lassen.
Arno Schmidt verstarb am 3. Juni 1979 im Celler Krankenhaus an den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 65 Jahren. Die von seiner Frau mitbegründete Arno Schmidt Stiftung mit Sitz in Bargfeld verwaltet den literarischen Nachlass des bekannten Schriftstellers.
Das Wichtigste der Tour in Kürze
- auf den Spuren des Schriftstellers Arno Schmidt
- Aussichtsturm am Postmoor: Beobachtung seltener Vogelarten
- Naturschutzgebiet um den Heidebach Lutter
- Parkplatz in idyllischer Lage direkt am Fischteich