Becklinger Moor
Herrlicher Blick über die Moorlandschaft
Vom 8,44 m hohen Heinrich Eggers Aussichtsturm aus haben Sie eine wunderschöne Aussicht über die flache Umgebung.
Gut zu erkennen sind bereits wieder vernässte Moorflächen, angrenzende Wiesen und Weiden sowie Gehölze. Mit etwas Geduld und Glück kann man verschiedene Tierarten entdecken, dabei wirkt die Aussicht in die ruhige Umgebung wie ein riesiges Suchbild.
Ein neuer Rundwwanderweg führt auf einer Länge von 9 Kilometern durch und um das Becklinger Moor herum.
Naturbeobachtungen im Becklinger Moor
Das fest installierte Fernglas ist bei den Naturbeobachtungen sehr hilfreich, wenn sich nämlich die aus dem hohen Gras ragenden dunklen „Äste“ als Reh-Ohren entpuppen oder die Richtung, aus der das plötzliche laute Kranich-Trompeten erschallt, mit den Augen abgesucht werden möchte … Mit geübtem Blick lassen sich wunderbare Naturbeobachtungen machen und dabei die Ruhe und Ungestörtheit dieser besonderen Moorlandschaft genießen.
Geschichte des Becklinger Moors
Die Grundlage dieses beeindruckenden Moores wurde schon vor etwa 125.000 Jahren am Ende der Saale-Eiszeit gelegt. Abfließende Wassermassen hinterließen hier eine ca. 15 km lange Rinne mit dichtem Material auf dem Grund, so dass sich hier Wasser sammelte. Saure und sauerstoffarme Bedingungen im Wasser förderten das Wachstum von Torfmoosen und allmählich wuchs ein Moor.Vom Niedermoor zum Hochmoor
Zunächst ein sogenanntes Niedermoor, in dem die Pflanzen noch mit dem Grundwasser in Verbindung standen, jedoch im Laufe der Jahrtausende wuchs der Moorkörper durch die abgestorbenen Pflanzenteile weiter in die Höhe und die Pflanzen verloren die Verbindung zum Grundwasser. So wurde hier aus dem Niedermoor ein Hochmoor. Hochmoore werden nur noch von Regenwasser gespeist und sind sehr wichtige Wasserspeicher für ihre Umgebung. Die extreme Nährstoffarmut ermöglicht nur speziell angepassten Pflanzen ein Überleben im Hochmoor.
Trockenlegung des Moores
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war das Große Moor bei Becklingen weitgehend unberührt geblieben bis dann eine Nutzung – zunächst nur durch einzelne Handtorfstiche – begann. Ab 1964 folgte eine großflächige Trockenlegung des Moors durch ein dichtes Entwässerungssystem. Es wurde für die landwirtschaftliche Nutzung kultiviert und der ursprüngliche Lebensraum und der Charakter der Landschaft gingen verloren.
Moorreste werden zum Naturschutzgebiet
1985 wurde dann der südliche Teil mit den wenigen verbliebenen Moorresten als Naturschutzgebiet ausgewiesen, jedoch trocknete es durch die Entwässerung noch weiter aus. Typische Moorpflanzen wie das Wollgras, der Sonnentau, Torfmoose und viele andere wurden von Birken und Kiefern verdrängt. Auch charakteristische Tierarten wie das Birkhuhn verschwanden. Was hier in Jahrtausenden gewachsen war, verschwand innerhalb weniger Jahrzehnte.
Renaturierung
Ab dem Jahr 2006 begannen dann die Renaturierungsmaßnahmen im Becklinger Moor. Dem Moor wurde allmählich das Wasser zurück gegeben, damit der Wasserhaushalt langfristig wieder in Ordnung gebracht werden kann. Entwässerungsgräben werden immer noch verfüllt, damit der Wasserstand des Moorkörpers wieder steigen kann, und standortfremde Bäume werden auf der ursprünglichen Moorfläche gefällt.
Ein Hochmoor wie das Becklinger Moor besteht im wesentlichen aus Torfmoosen, die das Wasser wie ein Schwamm speichern. Moorschutz ist daher auch Hochwasserschutz, denn hier werden auch kurzfristig große Niederschlagsmengen gespeichert, die dann erst ganz allmählich über längere Zeit an die Bäche der Umgebung abgegeben werden. Ein Moor wirkt Überschwemmungen entgegen.
Die Renaturierung von Mooren wie das Becklinger Moor ist auch sehr effektiver Klimaschutz, denn in naturnahen Mooren werden große Mengen Kohlenstoff gespeichert.
Moorschutz und Artenschutz
Und natürlich ist der Schutz des Moores von großer Bedeutung für den Artenschutz, denn viele seltene und bedrohte Arten kommen in intakten Mooren vor: In nassen Moorschlenken z.B. wächst der rundblättrige Sonnentau, eine sehr kleine, fleischfressende Pflanze, die auf den sehr nährstoffarmen Standorten ihren Nährstoffbedarf durch Insektenfang verbessert. An kleinen klebrigen Drüsenhaaren bleiben kleine Insekten kleben und werden von der Pflanze zersetzt. Auch Glockenheide, Rosmarinheide und die winzige Moosbeere kommen im Moor vor.
Zu den auffälligsten Moorbewohnern gehören einige besondere Vogelarten wie der Große Brachvogel, Kiebitz, Bekassine und die Kraniche, deren lautes Trompeten besonders im Frühjahr weithin zu hören ist. Ziegenmelker, Raubwürger, Neuntöter sowie Schwarz- und Braunkehlchen gehören zu den besonderen Schätzen dieses Moores, die die Ruhe und Abgeschiedenheit dieser Landschaft brauchen. Auch die Kreuzotter und verschiedene Libellen und Schmetterlingsarten haben ihren Platz im Moor zurück.
Moorschutz kann übrigens auch jeder von uns im eigenen Garten praktizieren: Indem wir auf Torf im Garten verzichten und stattdessen Blumenerde verwenden, die aus Komposterde mit Rindenhumus oder Holzfasern besteht. Das ist eine gute Alternative und für Gartenpflanzen sogar günstiger. Torffreie Erde ist am RAL-Gütesiegel zu erkennen. Denn durch Torfabbau werden weiterhin wertvolle grandiose Moorlandschaften zerstört.
Was häufig als „Wollgrasblüte“ bezeichnet wird, sind in Wirklichkeit die Fruchtstände des Wollgrases: An jedem Samenkorn befinden sich lange Blütenhüllfäden, die den wattebauschähnlichen Schopf bilden und die zur besseren Flugfähigkeit der Samen dienen. Unser Tipp: Die Wollgrasblüte gehört zu den absoluten Highlights in der Lüneburger Heide. Im Pietzmoor bei Schneverdingen und im Becklinger Moor können Sie jedes Jahr im Mai die Wollgrasblüte bewundern.