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Interview: Heide-Imker in dritter Generation

Hintergrundwissen über die Imkerei

©ALEXANDER KASSNER ALEX K. MEDIA
Imker Klaus Ahrens bei der Arbeit
©Partner der Lüneburger Heide GmbH
Honigbienen im Bienenstock
©ALEXANDER KASSNER ALEX K. MEDIA
Imker Ahrens bei der Arbeit
©Partner der Lüneburger Heide GmbH
Kontrolle der Bienenvölker
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Honigwaben
©Partner der Lüneburger Heide GmbH
Honigschleuder
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hier wird der Heidehonig abgefüllt
©Partner der Lüneburger Heide GmbH
Heidehonig
Man hat ein bestimmtes Bild von einem Imker, doch stimmt das auch? Wir sprechen mit Imker Klaus Ahrens, der diese Tätigkeit in der 3. Generation ausführt.


Für den Imker Klaus Ahrens gehören die Bienen zur Familie. Während diese munter um uns herumfliegen, erfahren wir, wie alles begonnen hat, was ein Imker tagtäglich so macht und warum der Heidehonig ein sehr aufwändig zu produzierender Honig ist.


Herr Ahrens, Sie sind jetzt seit vielen Jahren Imker. Wann und wie hat das alles begonnen?

Ich habe mit 15, also vor 36 Jahren, mit meiner Lehre begonnen. Zur Imkerei gekommen bin ich durch meinen Vater. Der wiederum hat den Betrieb von meinem Großvater übernommen, der ihn 1910 gründete. Er besteht also bereits in der 3. Generation. Und mein Sohn wird die Imkerei nach mir übernehmen. Er macht gerade seine Lehre und arbeitet natürlich auch schon bei mir im Betrieb mit.

Was macht ein Imker eigentlich genau? Haben Sie einen bestimmten Tagesablauf?

Bei einem Imker gibt es keinen typischen Tagesablauf, der sich jeden Tag gleicht. Meistens stehe ich um 7:00 Uhr auf und um 21:00 Uhr ist dann Feierabend. Aber die einzelnen Tätigkeiten dazwischen unterscheiden sich von Tag zu Tag, je nachdem, was gerade anliegt. Wenn die Bienenvölker in der Heide sind, ist bei mir Vermarktung angesagt. Dann stehe ich den ganzen Tag auf Märkten und biete meinen Honig an. Aber auch das Schleudern, die Einwinterung der Völker und die Vorbereitung auf den Versand zu Weihnachten müssen während der Saison bearbeitet und vorbereitet werden.

Im Winter, also direkt nach der Weihnachtssaison, geht dann die Vorbereitung für die nächste Saison los: Waben müssen beispielsweise ausgekocht und Rähmchen neu gedrahtet werden. Es fallen also sämtliche Vorbereitungsarbeiten an, bis es dann in der Regel im März mit den Bienen selber wieder losgeht.

In der Zeit der Honigernte fahre ich morgens um 8:00 Uhr zu den Bienenvölkern, die in der Heide stehen. Ich verschließe diese und fege den Honig ab. Anschließend geht es zurück zum Betrieb, wo mein Sohn meistens das Schleudern übernimmt. Meist fahre ich abends, kurz bevor es dunkel wird, erneut raus um Honig zu holen. Ich bin also mindestens zweimal täglich draußen bei den Bienen. Bei jedem Wetter, auch bei Regen. Auch wenn ich da variabel bin, denn wenn es mal partout nicht geht, hole ich den Honig ein bis zwei Tage später. Das ist nicht weiter schlimm.

Es ist tatsächlich auch so, dass man in meinem Beruf die Klimaveränderungen richtig mitbekommt. Früher haben wir immer Schirme einpacken müssen, wenn wir Honig holen gegangen sind. Das brauchen wir heute nicht mehr. 2007 war das letzte Jahr, an dem wir noch so richtig Regen hatten. Das merke ich auch am Honigertrag selber: Letztes Jahr konnten wir beispielsweise gar keinen Heidehonig ernten. Außerdem hatte ich Bedenken, ob ich meine Bienen durch den Winter bekomme. Denn junge Bienen entstehen ja durch Blütenpollen. Doch letztes Jahr gab es aufgrund der Trockenheit kaum Pollen.

Wie sieht es mit der Lebensspanne einer Biene aus und was machen die Bienen außerhalb der Saison, also beispielsweise im Winter?

Das hängt von der Bienenart ab: Sommerbienen haben eine Lebenszeit von 6 Wochen, die in drei Wochen Stockarbeit und drei Wochen Flugdienst geteilt ist. Sobald eine Biene schlüpft, geht es erstmal zum Fressen. Und dann muss die Zelle, aus der sie geschlüpft ist, geputzt werden. Der Putzdienst ist also der erste Dienst, den die Biene verrichten muss.

Je älter die Biene dann wird, desto verantwortungsvoller werden die Aufgaben, die sie zu verrichten hat: Zum Beispiel das Futter für die Brut zubereiten, oder Bienenwachs schwitzen, was alle Bienen an bestimmten Tagen können. Und die letzte Verrichtung im Stock, bevor es für sie an den Tragflug geht, ist der Wächterdienst, also am Flugloch aufpassen, dass keine anderen Bienen reinkommen, sondern nur die aus dem Stock.

Und die letzten drei Wochen sind dann nur noch Flugdienst. Dabei steuern die Pheromone der Königin, ob hauptsächlich Nektar gesammelt wird oder Pollen. Ich kann beispielsweise auch an den Bienenvölkern sehen, wie das Wetter die nächsten Tage wird: Wenn meine Bienen viel Pollen eintragen, weiß ich genau, dass es in den nächsten Tagen schlechtes Wetter gibt – entweder kalt oder nass. Das ist zuverlässiger als der Wetterdienst! Denn die Bienen spüren, dass Pollen dann wichtiger ist als Necktar. Um nämlich die Brut zu ernähren. Wenn die Bienen im Gegensatz dazu Nektar sammeln, weiß ich, dass das Wetter gut wird. So kann ich für die nächsten zwei Tagen das Wetter sicher voraussagen.

Eine Winterbiene hat, im Gegensatz zu der Sommerbiene, eine Lebenszeit von 6 bis 8 Monaten. Auch hat sie auch ein intensiveres Fett-Eiweiß-Polster, wovon sie zehren kann. Deswegen lebt sie länger. Außerdem ist es die Aufgabe der Winterbienen den Stock zu heizen. Im Sommer hat das gesamte Bienenvolk diese Aufgabe, im Winter dagegen nur die Winterbienen. Diese rücken ganz eng zusammen, was man auch Winterkugel nennt, und die Bienen die den Außenbereich der Kugel bilden, produzieren Wärme.

Es ist sehr faszinierend, wie die Bienen das machen: Sie haken ihre Flügel aus, so dass der Muskel zwar pumpt, aber keine Flugbewegung stattfindet. Durch die so entstehende Wärme heizen die Bienen sich und den Stock auf. Außerdem geschieht eine Rotation in der Kugel: Die Bienen aus der Mitte, die sich aufgewärmt haben, gehen irgendwann nach außen.

Gibt es Besonderheiten bei der Imkerei in der Heide?

Ja, denn bedingt durch die späte Saison, müssen wir im Vorfeld eine Varoa-Kontrolle und -Behandlung machen. Denn die Varoa-Milbe lebt ja in der Bienenbrut, ernährt sich von dieser und bringt so auch Viren ins Bienenvolk. Und über diesen langen Zeitraum, von März bis in die Heideblüte rein, würde ich keine Bienen mehr übrigbehalten, wenn ich keine Vorsorge betreiben würde. Denn die Varoa-Milbe hätte sich komplett über die Bienen her gemacht.

Außerdem ist die Produktion dieses Honigs arbeitsintensiver als die von anderen Sorten. Denn Heidehonig ist sehr geleeartig und fließt nicht so ohne weiteres aus der Wabe heraus. Um den Honig aus den Waben rauszubekommen, muss ich ihn zuerst stippen, also mit einem speziellen Gerät die Zellen anpieksen. Dann geht es weiter beim Sieben. Früher haben wir ganz viel Zeit mit dem Sieben verbracht, mittlerweile habe ich aber eine Maschine, die das für mich übernimmt – quasi nebenbei. Da das alles problematische Arbeitsschritte waren, haben die Heideimker früher den Honig oftmals nur ausgepresst, damit sie ihn überhaupt gewinnen konnten. Der Heidehonig muss außerdem geimpft werden, damit er kristallin wird. Dazu kommt ein bereits kristalliner Honig als Starter hinzu.

Dazu kommt noch, dass der Heidehonig nicht nur während der Produktion, sondern schon bei der Vorbereitung sehr arbeitsintensiv ist: Die meisten Imker beginnen ja bereits Anfang Juli damit, ihre Bienenvölker einzuwintern. Ich dagegen bin zu dieser Zeit noch vier bis sechs Wochen am Füttern. Bis ich dann mit Behandlung und allem Drum und Dran durch bin, haben wir Mitte Oktober. Deswegen ist auch die Saison für den Heidehonig zwei Monate länger als der von normalem Honig. Das alles macht den Heidehonig zu einem Spezialprodukt.

Das Hobbyimkern erfreut sich großer Beliebtheit. Können Sie sich erklären warum?

Die Biene wirbt ja schon für sich. Jeder, der mit Bienen arbeitet oder näher mit ihnen zu tun hat, findet diese Tiere faszinierend. Vor allem Personen, die einen stressigen Job haben, finden es gut, sich mit der Imkerei zu beschäftigen. Es hilft ihnen beim Runterkommen und entschleunigt enorm.

Ein weiterer Punkt, der dem Hobbyimkern Aufwind gegeben hat, sind natürlich die Berichterstattungen über die Probleme der Bienen und dem Bienensterben. Die Leute sagen sich, dass sie etwas tun möchten. Was jedoch ein zweischneidiges Schwert ist: Wenn jemand beispielsweise zwar ein Bienenvolk im Garten hat, aber damit nichts weiter macht, ist das für uns Imker als auch die Bienen selber eher schlecht. Zum einen wegen der Varoa-Milbe. Zum anderen gehen Bienenvölker, die sich selbst überlassen werden, innerhalb von ein bis zwei Jahren ein. Und wenn dann die Stöcke noch offengehalten werden, können sich Krankheiten ausbreiten.

Wer sich tatsächlich Bienen anschaffen möchte, sollte sich schon intensiv mit den Tieren beschäftigen. Denn auch eine Biene ist ein Tier, ein Lebewesen, was umsorgt werden muss. Und das erfordert Zeit. Und natürlich muss man wissen, was man tut. Deshalb würde ich jedem, der mit der Imkerei anfangen möchte, dazu raten, sich zuerst theoretisch darüber klar zu werden, was dieses Hobby umfasst, sich schlau zu machen, was alles dazugehört und sich dann einen Imkerpaten zu suchen, der einem über die Schulter schaut und bei dem man im Zweifelsfall nachfragen kann, wenn man Probleme hat.

Um den Bienen oder auch uns Imkern zu helfen, braucht es jedoch nicht die direkte Arbeit mit den Bienen selber. Der regionale Einkauf hilft bereits, ebenso der Kauf von Bioprodukten. Auch das Aussähen von Saatgut, von welchem die Wildbienen profitieren, ist enorm hilfreich.

Sie sind ja mehrfach ausgezeichnet als „Kulinarischer Botschafter Niedersachsens“. Was macht Ihren Honig so besonders?

Ja, in den letzten 10 Jahren sind ungefähr 1700 Produkte für diese Auszeichnung eingereicht und 300 ausgezeichnet worden. Aus meinem Betrieb kamen drei davon. Ich denke, mein besonderes Verhältnis zu den Bienen und zu meiner Arbeit macht meinen Honig so besonders. Denn für mich sind die Bienen mehr als mein Arbeitsmaterial. Es sind eindeutig Familienmitglieder! Wenn es den Bienen schlecht geht, geht es mir auch nicht gut!

Auch entdecke ich jedes Jahr etwas, bei dem ich sage „Wow, das hätte ich jetzt nicht gedacht!“ oder „Das fasziniert mich!“ Außerdem wächst man durch die Arbeit immer mehr in die Natur rein. Dieses Jahr habe ich beispielsweise durch die Bienen wahrgenommen, dass Taubnesseln unheimlich viel Pollen haben, welcher karminrot ist!

Haben Sie eine Lieblingssorte Honig?

Ich habe keinen speziellen Favoriten. Den ersten Rapshonig esse ich gerne, wahrscheinlich weil es der erste Honig des Jahres ist. Denn der Winter ist für mich eine lange Durststrecke und ich freue mich jedes Jahr, wenn es im Frühling wieder an die Bienen geht. Auch der erste Bienenstich wird dann gefeiert!