Das Rotlichtviertel Lüneburgs im Mittelalter
Das Rotlichtviertel von Lüneburg im Mittelalter
Zu der Zeit hatte Prostitution nichts Anrüchiges. Es wurde als geeignetes Mittel gesehen, die ehrbaren Frauenzimmer von den Nachstellungen der Männer zu beschützen.Die Kirche betrachtete natürlich Lust und Sinnlichkeit als Süde im Mittelalter. Doch der Rat der Stadt Lüneburg duldete das Rotlichtviertel und verdiente auch nicht schlecht an den Abgaben, die dafür zu leisten waren.
Erstes Rotlichtviertel im 14. Jahrhundert
Das erste bekannte Rotlichtviertel entstand im 14. Jahrhundert in einer Gasse an der Saline Lüneburg. Hier war das größte Treiben der Stadt, hier gab es die meisten Arbeitsplätze. Logisch, dass sich das horizontale Gewerbe hier ansiedelte, damit die Löhne auch nicht gleich nach Hause getragen wurden.
Der Gebäudekomplex des Rotlichtviertels von damals, der aus kleinen Häusern mit 2 Einzimmerwohnungen und einem Portal bestand, wurde 1910 abgerissen.
Im 15. Jahrhundert bildete sich ein neues Rotlichtviertel unweit vom Rathaus in der Rosenstraße. Bei einer Tour mit dem Henker von Lüneburg (einem Gästeführer) durch die Stadt erfährt man, dass Lüneburgs Straßennamen immer beschrieben, welche Ausrichtung das Gewerbe in der Straße hatte. "Bäckerstraße" für die Bäcker und so weiter.
In der Rosenstraße ging es rund
Straßen mit Sitz der Prostitution wurden in vielen Städten gerne "Rosenstraße" genannt, um das eigentliche Tun etwas zu verschleiern. Diese Straße gibt es auch in Lüneburg. Von der Rosenstraße zweigt die Koltmannstraße ab, die im Mittelalter „Tittentasterschenstraten“ hieß und damit klar beschrieb, um was es ging.
Prostituiert gehörten im Mittelalter zu den untersten Schichten der Gesellschaft, auf dem Niveau von Abdeckern, Henkern und Spielleuten. Doch sie waren geduldet und durften sogar an einzelnen gesellschaftlichen Ereignissen, wie einer Hinrichtung, teilnehmen.
Die Rolle des Henkers im Rotlichtviertel Lüneburg
In der Rosenstraße stand auch das Haus des Henkers von Lüneburg. Seine Aufgaben waren vielfältig, von der Arbeit am Pranger, Hinrichtungen, oder Gerichtsvorführungen.
Dazu war er auch der "Obmann" des Rotlichtsviertels und beschützte die Hübschlerinnen. Natürlich gegen eine Gebühr, die an ihn zu entrichten war. So verwundet auch nicht, dass sich sein Haus mitten im damaligen Rotlichtviertel befand. Der Stand eines Henkers im Mittelalter war niedrig, er konnte nicht über Stand heiraten und so wurde die Position des Henkers über Jahrhunderte vom Vater an den Sohn weitergegeben.
Das Haus des Henkers lag in der Rosenstraße 10 und beherbergt heute die Targo Bank. Der passende Spruch des heutigen Henkers von Lüneburg dazu: "Gestern Streckbank, heute Targo Bank" ist mittlerweile Kult unter den Besuchern, die die Führung mitgemacht haben.
Die Zeit der „Hübschlerinnen“ in der Rosenstraße ging bis ungefähr 1930. Heute befindet sich das Rotlichtviertel in der Straße "Hinter der Sülzmauer".
Ein Tipp: Führung mit dem Henker von Lüneburg
Es ist eine fantastische Show: Schauspieler Leif Scheele geht mit den Gästen als Henker von Lüneburg in vollem Kostüm durch die Stadt. Begleitet von "Franziska", seiner Axt. Auf der Tour erfährt man sehr viel über die Arbeit des Henkers und die Stadt allgemein. Da die Themen sehr "blutrünstig" sind, ist eine Teilnahme erst ab 16 Jahren möglich. Aber es lohnt sich. Wer möchte, kann sich in unserem Podcast mit dem Henker schon einmal einen Eindruck verschaffen.