Harzhorn - Roms vergessener Feldzug
Uelzen
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
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Vortrag von Dr. Petra Lönne, Kreisarchäologie Northeim, in der Vortragreihe der Stadt- und Kreisarchäologie Uelzen; Eintritt frei.
Im Sommer 2008 wurden auf einem markanten Geländesporn im südniedersächsischen Landkreis Northeim Spuren einer erbitterten militärischen Auseinandersetzung zwischen Germanen und Römern entdeckt, die weltweit für Aufsehen sorgten. Die folgenden Ausgrabungen am Harzhorn ergaben eines der am besten erhaltenen antiken Schlachtfelder Europas mit bisher über 2700 Fundstücken.
Münzfunde sowie naturwissenschaftliche Untersuchungen von Holzresten in Geschossspitzen, machen es zunehmend wahrscheinlich, dass die kreigerische Auseinandersetzung im Kontext einer Offensive des römischen Kaisers Maximinus Thrax im Jahr 235 n. Chr. erfolgte. Eine Machtdemonstration der römischen Armee, die den Kaiser offenbar bis in die Elbregion führte.
Einem interdisziplinären Forscherteam ist es am Harzhorn gelungen, ein Ereignis zu fassen, das sich in den historischen Quellen nur schemenhaft abzeichnet. Es ist wahrscheinlich, dass römische Truppen am Harzhorn zunächst in einen germanischen Hinterhalt gerieten, aus dem sie sich dann dank überlegener Militärtechnologie und dem taktisch klugen Einsatz ihrer erfahrenen Legionäre wieder befreien konnten. Die detaillierte Kartierung der Funde im Gelände und die Auswertung des Fundmaterials erlauben einen spannenden Einblick in die Zusammensetzung und Kampftechnik der germanischen und römischen Verbände. So spiegeln sich etwa die Standorte von Torsionsgeschützen, Pfeilsalven und Infanterieangriffe im archäologischen Befund wider. Darüber hinaus macht die Auswertung des Fundmaterials wahrscheinlich, dass neben kampferprobten Legionen wie der Legio IV Flavia Felix, auch die für diese Zeit typischen Auxiliarverbände, wie berittene maurische Speerschleuderer und syrische Bogenschützen an der Auseinandersetzung beteiligt waren. Immer deutlicher wird, dass die Entdeckungen am Harzhorn dazu beitragen, das Bild der römisch-germanischen Beziehungen im 3. Jh. n. Chr. neu zu denken.
Ansprechpartner: Dr. Mathias Hensch, Stadt- und Kreisarchäologie Uelzen, Am Alten Kreishaus 1, 29525 Uelzen, 0581/800-6478, mathias.hensch@stadt.uelzen.de; m.hensch@landkreis-uelzen.de