Wienhausen: Das heilige Grab im Kloster Wienhausen
Eine überlebensgroße Figur des Leichnam Christi liegt auf einem schmalen, rechteckigen Lager in einem hausförmischen Schrein. Das Gesicht ist farblich fein modelliert. Ein großes Leichentuch legt sich um Kopf und Körper.
Am Ende des 13. Jahrhunderts wurden für das Frauenkloster Wienhausen drei Holzskulpturen mit reicher Bemalung geschaffen. Eine davon war der Grabes-Christus. Diese Skulptur ist heute noch in außerordentlich gutem Zustand erhalten.
Die Kunstwissenschaft zählt diese Figur zu den bedeutensten frühgotischen Schöpfungen Niedersachsens.
Das Heilige Grab ist ein aus dem 15. Jahrhundert stammender, an der Schauseite mit Szenen der christlichen Heilsgeschichte bemalter Holzschrein mit einer überlebensgroßen Christusfigur aus dem späten 13. Jahrhundert.
Der hausförmige Schrein wurde von der Äbtissin Katharina von Hoya um 1440 als neues „Grab des Herrn“ gestiftet. Zusammen mit der Figur diente es sowohl als Reliquiar als auch als Andachtsbild bei der Osterliturgie.
Die Gelehrten streiten sich bis heute, ob das "Heilige Grab" von Wienhausen als Anschauungsbeispiel für die ärmeren Menschen gedacht war, die sich keine Wallfahrt nach Jerusalem leisten konnten, oder ob es Teil der Osterliturgie im Kloster war.
Tatsache ist, dass es mehrere interessante Funktionen besitzt:
- Grabes-Zustand: Geöffnete obere Tür. Der Grabes-Christus ist liegend voll zu sehen.
- Karfreitags-Zustand: Alle Türen des Schreins sind geschlossen und zeigen an der Vorderwand die schlafenden Wächter.
- Das leere Grab: Die Türen am Sockel werden geöffnet. Sie zeigen an der Innenseite Bilder der Auferstehung. Der Innenraum ist aber leer.
Die Besonderheit an dieser Grabtruhe ist, dass hier, im Gegensatz zu anderen Grabtruhen in der Welt, die Christus-Figur nicht auf den Boden der Truhe gelegt wurde. Ebenfalls gibt es keinen Schrein, der ein solch vielteiliges Bildprogramm besitzt, wie der in Wienhausen.
Quellen: Babette Hartwieg, Kloster Wienhausen