Bispingen: Hützeler Waldgebiet Raubkammer
Waldgebiet "Raubkammer"
Das ausgedehnte Waldgebiet "Raubkammer" mit den vielen Wanderwegen im Bispinger Ortsteil Hützel verdankt seinen Namen den Raubrittern, die hier ihr Unwesen trieben. Ein Gedenkstein südlich von Rehrhof erinnert an den Ritter Moritz von Zahrenhusen, der bei einem von ihm verübten Überfall von einem Kaufmann getötet wurde.
Hier kommt die Geschichte:
Das Ross dampft in der Kälte vom rasanten Ritt. Moritz von Zahrenhusen zügelt seinen Hengst, bleibt im Morgennebel auf der Waldlichtung stehen. Aus dem fernen Dunkel des wilden Forstes bei Amelinghausen, den man Raubkammer nennt, nähert sich ein Treck Lübecker Kaufleute. Mit Geschrei stürmen von Zahrenhusens Mannen aus dem Dickicht des Waldes. Mit Gebrüll und Schlägen drängen sie die Lübecker vom Weg ab. Fesseln die Händler an Bäumen und entführen die mit lübischen Heringsfässern und Bernstein beladenen Wagen. Einen der hanseatischen Pfeffersäcke, den am besten gekleideten, nehmen sie als Geisel mit zur Wasserburg Bockum - dem Sitz von Moritz von Zahrenhusen, dem letzten Raubritter der Lüneburger Heide.
Der Schrecken der Raubkammer hat wieder zugeschlagen. Berüchtigt ist die Strecke durch den wilden Forst, gefürchtet sind Moritz von Zahrenhusen und seine durchtriebenen Gefolgsleute. Alle Versuche, den adligen Wegelagerer zu fassen, sind bisher fehlgeschlagen. Zuletzt waren ihm Söldner in Diensten hanseatischer Kaufleute auf der Fährte, um die Geißel der Heide zur Strecke zu bringen. Sie verfolgten die Hufspuren der räuberischen Ritterschar, beginnend beim Ort des jüngsten Überfalls. Über Stunden folgten sie den Abdrücken im Waldboden. Bis die Spuren, wie von Geisterhand, im Nichts endeten. Von Zahrenhusen und seine Gefolgsleute hatten die Hufe ihrer Pferde verkehrt herum beschlagen. Die Spuren ließen die Verfolger in der falschen Richtung suchen, bis sie aufgaben.
Alarmiert vom Verschwinden seines Bruders Till macht sich der Lübecker Kaufmann Kord Wißmann auf in die Lüneburger Heide. Männer, die den Überfall in der Raubkammer überlebt haben, berichten Wißmann von der bewaffneten Horde, die sich plötzlich aus den Schatten des Waldes löste und auf die Lübecker eingestürmt war. Der Kaufmann beschließt, den Wegelagerern um Zahrenhusen eine Falle zu stellen. Er lässt Wagen um Wagen einspannen, prunkvoll geschmückt mit den Wappen seiner Familie. Die Planen hoch gewölbt, als würden sich darunter eine Sammlung Spezereien, Truhen voller Edelsteine und Fässer des besten Weines verbergen. Er hofft, dass Zahrenhusen den äußeren Verlockungen des Wagenzuges nicht widerstehen kann, wenn dieser durch die Raubkammer rollt. Doch statt der kostbaren Fracht, lädt der Kaufmann bewaffnete Knechte, versteckt unter den Planen der Wagen.
Gemächlich rumpelt der trügerische Wagenzug der Lübecker durch den Amelinghausener Forst. Moritz von Zahrenhusen und seine Männer haben die Pfeffersäcke längst erspäht und lauern. Bis Zahrenhusen sein Schwert aus der Scheide zieht und das Zeichen zum Angriff gibt. Aus allen Winkeln des Waldes scheinen Zahrenhusens Mannen zu springen, attackieren die Vorreiter der Lübecker, schlagen die Nachhut mit wenigen Schwerthieben nieder und stürmen von den Flanken an die vollbeladenen Wagen heran. Da reißen die Knechte die Planen beiseite und werfen sich auf die Angreifer. Unter den Verteidigern erhebt sich der lange Dierk von Gellersen mit seiner Donnerbüchse, zielt auf Zahrenhusen und drückt ab. Nichts. Das Kugelpflaster fehlt, mit dessen Hilfe die Treibladung der Flinte abgedichtet werden muss. Dierk von Gellersen greift stattdessen schnell in einen Proviantbeutel und holt eine Speckschwarte hervor, stopft damit die Ladung zu. Er zielt abermals auf den Raubritter. Zahrenhusen hält mit gezogener Klinge auf den Schützen zu. Er brüllt. Von Gellersen schießt. Ein Feuerstrahl reißt den Ritter vom Pferd. Im Jahr 1590 erschoss Dierk von Gellersen den letzten Raubritter der Lüneburger Heide mit Speck, so sagt man.